Pfarrnachrichten

Liebe Gemeinde,

es gibt Sätze, die versteht man erst beim zweiten Mal. Sätze, die man zuerst hört, aber den Sinn nicht richtig versteht, und dann später geht einem der Sinn auf. Mir ging es so. Wir hatten im Studium eine Vorlesung über Romano Guardini, ein bekannter Theologe des 20. Jahrhunderts. Guardini verstand es, Jugendliche anzusprechen und zu begeistern. Es gab einen Ort, in den Guardini besonders diese einlud, die Burg Rothenfels. In erster Linie aber war Guardini Professor. Und jetzt der Satz von Guardini, der in der Vorlesung zitiert wurde: „Die Kirche erwacht in den Sälen.“ Bei einer Vorlesung muss man versuchen mitzuschreiben, es muss schnell gehen. Ich schrieb also Sälen, mit Ä, so hatte ich es verstanden. Warum auch nicht, ich dachte an Hörsäle in der Universität oder an einen großen Saal auf der Burg Rothenfels. Bis es mir dann irgendwann dämmerte, ob das denn wirklich richtig ist, kann es nicht anders heißen. Und tatsächlich, ich hatte es falsch verstanden, Guardini hatte es anders gemeint: „Die Kirche erwacht in den Seelen“ – in jedem einzelnen, in seinem Herzen, in der Stille, im Gebet. Seit diesem erst falschen Verstehen und dann dem Aufgehen des Gemeinten, kann ich den Satz nicht mehr vergessen: Die Kirche erwacht in den Seelen. In jedem Einzelnen und hoffentlich auch in mir.

Ein Mann sprach mich letztens an. Durch Corona kann er nicht mehr regelmäßig arbeiten wie zuvor. Er ist also mehr zuhause. Zuerst kam es ihm unheimlich vor, die ganze Zeit in seiner Wohnung. Und dann die Erfahrung der Stille. Alles leer, keiner zuhause, die Ruhe im Raum und dann die Erfahrung: die Stille ist gut, die Stille tut gut, „die Stille spricht“, so konnte er es zusammenfassen, in dem Sinne, dass Stille hilft, auf Gott zu hören. Die Kirche erwacht in den Seelen, das wünsche ich mir und Ihnen. Wir sind verschieden, und es gibt verschiedene Wege, wie wir Gott näher kommen können. Mir hilft der Rosenkranz. Gute Erfahrungen haben andere mit dem Jesusgebet. In der Fastenzeit hatten wir den Glaubenskurs „Besinnung im Alltag“. Wöchentlich haben wir uns versammelt. Das Entscheidende aber war die Zeit der Besinnung zuhause.

Wir möchten einladen, diese Treffen im monatlichen Rhythmus wieder aufzunehmen. Zur persönlichen Vorbereitung und Besinnung wird jeder einen geistlichen Text von uns erhalten. Bei den Treffen wird er uns als Grundlage für den Austausch dienen. Am Mittwoch, dem 30. September, um 19 Uhr wollen wir beginnen. Über Anregungen und Ideen würden wir uns freuen.

Es grüßen Sie Pfr. Thomas Höhle und Reiner Vedder
  • Pfarrer Höhle
  • Zuletzt aktualisiert am: 08.09.2020
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